Sonntag, 1. Februar 2015

The Story of Skye#5

Ich erstarrte vor Schreck. Warum muss man denn immer in solchen Situationen in Schockstarre verfallen? So etwas unnötiges. Als ich mich endlich gefangen hatte, rannte ich ins Haus. Ich war so in Angst und Sorge, dass ich an nichts anderes denken konnte. Ich stieß die Tür auf, und rannte die Treppe hinauf, wo die Schreie her kamen. Ich erreichte die Schlafzimmertür zitternd und stürmte hinein. Es war grausam.
Ich sah meine Mutter blutend auf den Boden. Herr Müller mit einer Brechstange oder etwas ähnlichen über ihr. Ich rannte zu ihr und versuchte ihn aufzuhalten. Er drehte sich nur um und schlug mich mit der Stange. Der Schmerz war mir in diesen Moment egal, ich stand viel zu viel unter Schock und das Adrenalin trieb mich zu Höchstleistungen an. Bevor ich einen weiteren Versuch starten konnte, griff Noah ein. Er zerrte Herr Müller von meiner Mutter runter und prompt bekam er auch einen drüber. Er taumelte kurz, aber schlug zurück um mir Zeit zu verschaffen. Ich ging zu meiner Mutter. Sie blutete schlimm und hatte übel aussehende Prellungen. Ich versuchte sie hoch zuziehen, aber sie war schwerer als sie aussah. Alleine würde ich es nicht schaffen. Zum Glück fiel mir in diesen Moment ein, dass mein Handy auf ihrer Kommode lag. Ich schnappte es und rief die Polizei an.
Ich wollte gerade die Situation schildern, als Herr Müller es mir aus Hand riss und wegschmiss. Ich hoffte, dass die Polizei genug Informationen hatte um uns zu helfen. Noah stürzte sich auf ihn und Herr Müller ließ seine Stange fallen. Ich sah meine Chance.
Ich nahm vorsichtig, um ihn nicht auf mich aufmerksam zu machen die Stange. Ich holte weit aus und schlug ihm hart auf den Hinterkopf. Ich hatte Angst das würde nicht reichen und schlug noch einmal richtig hart zu. Er taumelte und fiel um. Er war bewusstlos.
Ich erstarrte kurz, nicht realisierend was ich gerade getan hatte. Noah schüttelte mich und redete auf mich, aber ich war wie in Trance und schaute auf meine Mathelehrer herunter. Dann auf einmal war ich wieder da, aber mir tat die Wange fürchterlich weh und ich hielt sie mir.
“Tut mir leid, ich wusste nicht was ich machen soll“, erklärte Noah. Ich war wieder bei mir und wir nahmen gemeinsam meine Mutter und trugen sie die Treppe herunter. „Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen.“, meinte Noah. Ich schnappte mir die Autoschlüssel und wir gingen zum Auto meiner Mutter. Noah legte sie auf den Rücksitz und ich stieg neben ihr ein. Da hörten wir es die Treppe herunterpoltern. Herr Müller.
Noah stieg so schnell, wie möglich ein und startete den Motor. Natürlich hatte er genauso wenig, wie ich einen Führerschein, aber in diesen Moment spielten solche Nichtigkeiten keine Rolle. Ich hoffte bloß, dass sich seine Fahrfähigkeiten nicht auf Need for Speed beschränkten. Herr Müller stürmte aus den Haus und ging geradewegs auf das Auto zu.“ Noah, verdammt nochmal, gib doch endlich Gas!“ Herr Müller schlug meine Scheibe ein und zog an meinen Haaren. Noah fuhr endlich los und Teile meiner Haare wurden ausgerissen. Noah war zwar nicht der beste Fahrer, aber ich war zuversichtlich, dass wir zumindest unser Ziel erreichen würde. Meine Mutter war weiterhin bewusstlos. Ich versuchte während der ganzen Zeit sie munter zu bekommen, aber es war zwecklos. Als wir das Krankenhaus erreichten, nahmen wir meine Mutter und rannten schnell in die Notaufnahme.
“Hilfe! Helft mir bitte schnell, meine Mutter ist bewusstlos und..“ Dann versagte meine Stimme. Eine Krankenschwester kam an und nahm sie mir ab. Sie sagte, dass sie alles versuchen würden. Noah und ich setzten uns auf die Stühle und warteten einfach. Langsam setzte bei mir auch der Schmerz ein und ich merkte, dass ich an der Schläfe blutete und an der Stelle, wo meine Haare fehlten. Auch Noah sah übel zugerichtet aus. Seine Lippe war aufgeplatzt und seine Nase sah gebrochen aus. Außerdem war er überall mit Prellungen übersät.
Mein Gesundheitszustand war mir in diesen Moment, aber total egal. Ich dachte nur noch an meine Mutter und was nun passieren soll. Ich stand total unter Schock und saß stocksteif da, fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Noah sah ähnlich aus. Die Zeit bis eine Schwester wieder kam, kam mir ewig. Sie sagte irgendetwas zu mir, aber ich weiß nicht mehr was. Noah zog mich hoch, da ich mich einfach nicht rührte. Anscheinend wollte die Krankenschwester meine Wunden versorgen und ich ließ mich mitziehen.
Als wir in dem sterilen Raum ankamen, nahmen Noah und ich Platz. Ich ließ ihn, aber nicht los, da ich einfach irgendeinen Halt brauchte. Sie versorgte Noah's und meine Wunden und redete wahrscheinlich auch mit mir, aber das war mir egal. Ich hatte immer wieder dieses Bild von meiner Mutter blutend auf den Boden vor meinen Augen.
Wir fuhren zu Noah nach Hause, da meine Mutter immer noch bewusstlos war und wir nichts tun konnten. Er legte mich in sein Bett und er nahm in den Sessel daneben Platz. Ich konnte nicht einschlafen, mir schwirrte viel zu viel durch den Kopf. Schließlich übermannte mich die Müdigkeit doch und ich schlief ein.
Wir fuhren am nächsten Tag ins Krankenhaus und ich rannte förmlich in das Zimmer meiner Mutter. Was mich dort erwartete, überraschte und schockierte mich. Ich sah Herrn Müller über meine Mutter gebeugt mit einen Messer in der Hand. Er schnitt meiner Mutter Kehle auf und ich schrie.
Ich schrie und wachte schweißgebadet in dem Bett auf. Noah wurde sofort wach. Er kam zu mir in sein Bett und tröstete mich. „Es wird alles gut, er wird dir und deiner Mutter nie wieder etwas antun. Alles wird gut.“
Ich hatte während der ganzen Zeit nicht eine Träne vergossen, aber nun kam alles heraus. Ich weinte an Noah's Schulter wahrscheinlich Stunden lang, bis ich mich wenigstens wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Er hielt mich die ganze Zeit nur fest und sagte mir, dass alles wieder gut werden würde.
Warum sagt jeder immer, dass alles wieder gut wird? Woher soll man das denn vorher wissen? Niemand kann wissen, was passiert und einen anzulügen macht es nicht besser. In diesem Moment half es mir aber, da ich dadurch nicht die Hoffnung auf ein Happy End verlor. Ich glaube ohne Noah, wäre ich total untergegangen.
Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, sagte er halb lachend: “Skye, hast du eine Ahnung wie beschissen du aussiehst?“ Ich musste lächeln und schmiss ein Kissen nach ihm. Er fing es locker und für einen Moment fühlte ich mich besser, als ich anscheinend aussah.
“Du schleppst dich jetzt unter die Dusche, bevor du mein ganzes Zuhause einsaust und meine Eltern von ihren Wochenendtrip zurück sind. Ich mach in der Zeit Frühstück.“, meinte Noah. Ich schleppte mich von seinen Bett in das Badezimmer. Dort stieg ich unter die Dusche. Das Wasser war zwar viel zu heiß, aber es war mir einfach schlicht weg scheißegal.
Ich konnte so allein, erst alles so richtig realisieren und mir flossen wieder Tränen. Das Wasser wusch sie sofort weg und ich fühlte mich besser. Durch das Wasser hatte ich das Gefühl diesen schrecklichen Abend wegwaschen zu können mit all seinen Schrecken und Grauen. Als ich aus der Dusche stieg, fühlte ich mich zwar besser, aber ich war mir auch mehr denn je, der Situation bewusst.
Ich schlenderte runter in die Küche aus der schon ein herrlicher Geruch kam. Ich setzte mich an den Tisch, aß aber nichts.“ Skye, du musst etwas essen. Bevor du nichts gegessen hast, fahr ich dich nicht ins Krankenhaus.“ Ich nahm ein Brötchen und biss hinein. Wir aßen schweigend, denn keiner fand die richtigen Worte über das Geschehene zu reden und für etwas anderes war zurzeit kein Platz in meinen Kopf. Ich ging nach dem Essen sofort auf die Toilette und brach alles wieder heraus, was ich gegessen hatte. Ich konnte nichts drin behalten. Noah wartete schon an der Haustür auf mich und lief wahrscheinlich wie ein Zombie an ihm vorbei und stieg in das Auto ein.
Als wir nun endlich das Krankenhaus erreichten, zitterten meine Knie und ich konnte kaum stehen. Eine Schwester gab uns Auskunft, wo meine Mutter lag, aber sagte uns, dass wir erst mit dem Arzt reden müssten. Sie holte den Arzt.
Doktor Magnussen erklärte mir:“ Ihrer Mutter geht es soweit gut, aber sie hat eine Amnesie. Durch die Schläge auf ihren Kopf, weiß sie nichts von dem Zeitpunkt an, an dem Herr Müller anfing sie zu schlagen.“ Ich konnte es nicht glauben. Wie sollte man ihn denn jetzt einbuchten, wenn das Opfer keine Erinnerung hatte. Andererseits war ich froh, dass sie sich an nichts erinnern musste. Ich wäre auch froh alles vergessen zu könne. Der Arzt erklärte außerdem, dass die Polizei da war nachdem sie Herrn Müller im Haus vorgefunden hatten. Die Polizei, wollte noch ihre Zeugenaussagen aufnehmen. Das heißt sie könnten nicht lange im Krankenhaus bleiben, da die Polizei die Zeugenaussagen so schnell wie möglich haben wollte.“Es liegt bei ihnen, ob sie ihrer Mutter, die Geschehnisse erzählen wollen, da sie die einzige Angehörige sind.“ sagte er noch, bevor er mich in ihr Zimmer ließ.
Noah wartete draußen. Ich ging allein hinein und meine Mutter sah mich etwas verwirrt, aber nicht traurig an.
“Skye Schätzchen, was ist denn hier los? Warum bin ich im Krankenhaus?“, fragte sie.
„Mama, du bist..“ ich stockte kurz unschlüssig, ob ich ihr die Wahrheit sagen sollte,:“ Du bist die Treppe heruntergefallen als ich in der Schule war. Du warst bewusstlos.“
„Wo ist denn Paul? Wollte er mich nicht besuchen?“ fragte sie weiter, verwirrt.
„Er hat sich gestern von dir getrennt, und du kannst dich nicht daran erinnern, da du eine Kurzzeit Amnesie hast.“
„Amnesie sagst du? Deswegen kann ich mich an nichts erinnern.“
Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich total zitterte und sie von vorn bis hinten belog. Sie musste nicht wissen, was passiert ist. Manchmal ist es besser vergessen zu können. Ich wollte sie nicht belasten. Vielleicht würde sie mir auch gar nicht glauben. Ich fand zu der Zeit, war es die beste Entscheidung ihr nichts zu erzählen.
Der Arzt steckte den Kopf herein und teilte mir mit, dass die Besuchszeit leider vorbei war. Ich gab meiner Mutter zum Abschied einen Kuss und sagte ihr, dass alles wieder gut werde. So eine dumme Aussage.
Noah und ich fuhren auf die Polizeiwache. Der Polizist schrieb unsere Aussagen auf ein Protokoll und meinte, dass es reichen müsste um Herrn Müller ein paar Jahre in den Knast zu schicken. Ich war erleichtert. Er fragte, wie es meiner Mutter ging und ich erzählte ihm von der Amnesie. „Das tut mir leid, haben sie ihr die Wahrheit gesagt?“, fragte er darauf.
„Nein, sie sollte froh sein es vergessen zu können.“
„Vielleicht ist es besser so, aber ich würde dir raten einen Psychologen aufzusuchen.“
Ich verabschiedete mich schnell, da ich nichts wirklich von diesen Seeelenklempnern hielt.
Noah setzte mich zuhause ab.
Ich ging, aber nicht in das Haus hinein, da ich einfach nicht konnte. Ich war feige. Ich hatte Angst vor meiner Reaktion. Ich ging zu dem See.
Ich saß auf dem Steg und überlegt, wie es weiter gehen sollte. Ich wusste nur, dass es irgendwie weitergehen musste. Meine Mutter hatte keinen Job mehr und erinnerte sich nicht an die Ereignisse. Ich hingegen erinnerte mich wohl daran und ich glaube ich werde mich immer daran erinnern. Ich wusste nicht, wie ich jemals weiterleben sollte mit diesen Bildern im Kopf.
Der See sah heute so still und friedlich aus. Die Vögel zwitscherten und ein paar Grillen zirpten. Idyllisch eigentlich. Nur meine Gefühle passten nicht dazu. Ich sah auf das Wasser hinab. Wie friedlich und einfach es wäre mich einfach hinein sinken zu lassen und nie mehr aufzutauchen. Ich spielte mit dem Gedanken.
Ich ließ mich hinein fallen und wollte nichts mehr. Rein gar nichts mehr vom Leben. Das Leben ist beschissen und macht nur Probleme. Ich war im Wasser und erinnerte mich an das Gespräch zwischen Noah und mir an jenen Morgen, als Herr Müller das erste mal bei meiner Mutter war. „Für einige ist der Sinn des Lebens, alles mitzunehmen und auch überall anzuecken. “, rief ich mir seine Worte ins Gedächtnis.
Ist es nicht das, was ich mir gewünscht hatte?
Ein Leben voller Fehler, aber einfach Leben?
Kann ich meine Mutter einfach alleine lassen?
Wird es denn nicht vielleicht wirklich wieder besser?
Es wäre einfach alles hinter sich zu lassen, aber will ich das auch?
Warum denn den einfachen Weg nehmen, wenn man auch leben kann so wie man es will?
Ich beschloss mich dem Leben zu stellen und tauchte wieder auf. Es waren vielleicht nicht einmal 2 Minuten, die ich unter Wasser war, aber in diesen 2 Minuten ist mir mehr klar geworden, als in den letzten 2 Tagen. Ich kann nicht aufgeben und werde es auch nicht....

4 Kommentare:

  1. Übertreib doch nicht. Mach doch direkt einen Killer aus ihm hahah . :D

    LG Jessii

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    1. ein bisschen Dramatik kann nie schaden. Obwohl leicht übertrieben is es schon, dass is mir klar:)
      Und so wurde aus unserer netten ,lieben Story fast schon Thriller.
      Krass, mit sowas hab ich am Anfang gar nicht gerechnet, dass sowas hier rauskommt.
      Hättest du das gedacht? Alle möglichen Szenarien hatte ich im Kopf, was für eine Story man machen könnte und dann kommt etwas ganz anderes raus.
      Schon schlimm, was die Fantasie alles anstellt.

      Teddy<3

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  2. Schon krass, wie sich das ganze entwickelt hat. Hätte ich am Anfang nicht mit gerechnet.
    Schöne Geschichte.


    Jenny

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    1. Ja, damit hatte ich auch nicht gerechnet:)
      Dankeschön:)

      Teddy<3

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Über Kommentare freue ich mich immer riesig, wie ein Schnitzel:) Deswegen bekommt auch jeder eine nette, liebe Antwort von mir. Also lasst eurer Fantasie freien Lauf und spamt mich mit Kommentaren zu.
Allerliebst Teddy<3

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